Rente BONUS: Neue Verträge ab Juli 2020

Tarifwechsel bei Rente BONUS. Die Hintergründe erklären der Vorstandsvorsitzende der Wuppertaler Pensionskasse, Andreas Poestges (links), und Teamleiter Marc Oehler im Interview.

Poestges Andreas Oehler Marc

Herr Poestges, Herr Oehler, die Wuppertaler Pensionskasse, kurz WPK, bietet seit 2009 die Zusatzversorgung über Rente BONUS an. Wie ist diese Form der Entgeltumwandlung bislang bei den Beschäftigten angekommen?

Andreas Poestges: Als wir im Jahr 2007 mit der BARMER die WPK--Wuppertaler Pensionskasse gründeten, stand zunächst die Rückdeckung der Ruhegeldansprüche der Beschäftigten gegenüber der BARMER im Vordergrund. Parallel hatten wir uns zum Ziel gesetzt, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen weiteren attraktiven Baustein für ihre Altersversorgung im Rahmen der Entgeltumwandlung anzubieten.

Marc Oehler: Tatsächlich gestartet sind wir dann mit dem Tarif Rente BONUS im Mai 2009. Aktuell betreue ich mit meinem Team knapp über 2.600 Verträge, davon rund 1.700 im alten Tarif.

Wieso gibt es unterschiedliche Tarife und Zinssätze?

Andreas Poestges: Die Höhe der in einem Tarif garantierten Zinsen bestimmt grundsätzlich jede Pensionskasse selbst. Allerdings legt das BMF-- Bundesministerium für Finanzen eine maximale Zinsobergrenze fest. Jeder Tarif einer regulierten Pensionskasse wie der Wuppertaler Pensionskasse muss von der BaFin-- Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht genehmigt werden.

Marc Oehler: Der Ursprungstarif mit einem Garantiezins von 2,25 Prozent sah eine damals noch typische auch vom Geschlecht abhängige Leistungshöhe vor. Aufgrund eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs mussten alle Pensionskassen und Lebensversicherungen diese Tarife schließen und spätestens ab Anfang 2013 sogenannte Unisextarife anbieten. Zu diesem Zeitpunkt genehmigte die BaFin-- Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht nur noch Tarife mit einem Garantiezins von maximal 1,75 Prozent.

Ist der geschlechterneutrale Tarif damit unattraktiver?

Andreas Poestges: Ein klares Nein! Der Garantiezins spiegelt die vertraglich zugesicherte Verzinsung des Deckungskapitals wider. Diese ist im alten Tarif um 0,5 Prozent höher. Maßgebend für die Versicherten ist aber sicherlich, wie sich das Kapital tatsächlich verzinst hat. So konnten wir in den vergangenen Jahren aufgrund der erzielten Ergebnisse regelmäßig Überschüsse bis zu einer Gesamtverzinsung von 3,5 Prozent an die Versicherten weiterreichen.

Marc Oehler: Die jährlich zugeteilten Überschüsse werden den Kunden schriftlich mitgeteilt und den jeweiligen Versicherungskonten zugeteilt. Diese sind damit ebenfalls garantiert.

Warum wird eine neue Tarifgeneration ins Leben gerufen?

Andreas Poestges: Die seit Jahren anhaltende Niedrigzinsphase stellt Lebensversicherungen und auch Pensionskassen vor zunehmend größer werdenden Herausforderungen. Die Ursachen der Niedrigzinsphase liegen insbesondere in der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank zur Stützung der Konjunkturentwicklung innerhalb der EU. Die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen befinden sich aktuell leicht im negativen Bereich. Aber allein für unsere bestehenden Verpflichtungen von über 550 Millionen Euro müssen wir jährlich über 11 Mio. EUR erwirtschaften, um die versprochenen Garantien erfüllen zu können.

Marc Oehler: Aus diesem Grund hat der Vorstand dem Aufsichtsrat vorgeschlagen, auch den jüngeren Tarif für das Neugeschäft zu schließen und ab Juli dieses Jahres einen neuen Tarif mit einem Garantiezins von 0,5 Prozent einzuführen.

Gibt es weitere Änderungen für die Versicherten?

Marc Oehler: Von dem reduzierten Garantiezins sind erst einmal nur die Personen betroffen, die eine Neuversicherung ab dem 1. Juli 2020 abschließen. Alle schon laufenden Versicherungen werden selbstverständlich bei gleichem Beitrag zu den bisherigen Bedingungen weitergeführt. Sofern in diesen Bestandsverträgen Beitragserhöhungen vorgenommen werden, wird der erhöhte Beitragsanteil ebenfalls im neuen Tarif fortgeführt.

Andreas Poestges: Wie bereits dargestellt, wird die Risikosituation unserer Pensionskasse aufgrund der Niedrigzinsphase dominiert von dem Risiko, die zugesagten Garantien langfristig sicherzustellen. In der Vergangenheit haben wir Überschüsse vollständig an die Versicherungsnehmer ausgeschüttet und Eigenmittel nur in Höhe der aufsichtsrechtlichen Mindestanforderung gebildet. Wir werden die Gesamtverzinsung auf zwei Prozent begrenzen, um somit die zukünftigen Verzinsungsanforderungen zu reduzieren und zusätzliche Puffer in der Eigenmittelausstattung zu schaffen.

Welche Strategie fährt die Pensionskasse angesichts der Herausforderungen am Kapitalmarkt?

Andreas Poestges: Die Ziele unserer Kapitalanlagepolitik sind das nachhaltige und stetige Erfüllen der Verpflichtungen gegenüber unseren Versicherungsnehmern und die Gewährung einer attraktiven Überschussbeteiligung. Durch festverzinsliche Anlagen alleine lassen sich die hierfür benötigten Renditen jedoch derzeit nicht realisieren. Rechtzeitig wurde in Abstimmung mit dem Aufsichtsrat der Pensionskasse hierauf reagiert. Bei Neu- und Wiederanlagen wurden alternative Anlageformen wie Immobilien und Infrastruktur beigemischt. Auch wenn diese Anlageklassen Auswirkungen auf die Risikoposition der Pensionskasse haben, passen sie zur langfristigen Ausrichtung des betriebenen Versicherungsgeschäfts und bieten die Chance auf stetige Erträge deutlich oberhalb des aktuellen Zinsniveaus.

Abschließend noch eine Frage: Wie wirkt sich die Ausbreitung des Corona-Virus auf die Pensionskasse aus?

Marc Oehler: Wir arbeiten seit Mitte März überwiegend von zu Hause aus. Unsere Kunden haben davon nichts gemerkt, da die Erreichbarkeit unserer Kundenbetreuer jederzeit gewährleistet ist. Die Bearbeitung eingehender Anträge und Anfragen erfolgt ebenfalls zeitnah. Lediglich unsere Vortragsveranstaltungen, die wir regelmäßig in verschiedenen Organisationseinheiten der BARMER durchführen, haben wir aus Gründen des Gesundheitsschutzes seit April ausgesetzt. Sobald solche größeren Veranstaltungen wieder möglich sind, werden wir neue Termine abstimmen.

Andreas Poestges: Welche Auswirkungen und Folgen die Corona-Krise auf die wirtschaftliche Entwicklung und die Weltkonjunktur haben wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt schwer zu prognostizieren. Sicher ist, dass sowohl die Regierungen als auch die Notenbanken expansiver reagieren werden. Bevor jedoch eine Beruhigung des aktuell sehr volatilen Umfeldes eintreten kann, gilt es, die Ausbreitung und die wirtschaftlichen Folgen wirksam einzudämmen. Die sicherheitsorientierte Anlagepolitik der Vergangenheit bildet in diesem Umfeld eine solide Basis, um auch weiterhin aktiv Chancen nutzen zu können.

Herr Poestges und Herr Oehler, vielen Dank für das Gespräch!